Geschichte und Philosophie der Traditionellen chinesischen Medizin TCM

Die traditionelle chinesische Medizin TCM hat ihren Ursprung vor tausenden Jahren.

Archäologen fanden Akupunkturnadeln aus Bambus, Fischgräten und Knochenspitzen, die aus der Steinzeit (8000- 3000 v.Chr.) stammen. Auch bei der Gleschermumie Ötzi wurden Kohleimplantate an Akupunkturpunkten gefunden. Aus der Shang Dynastie ( 1766- 1066 v.Chr.) liegen erste Aufzeichnungen über chinesische Veterinärakupunktur vor.
Zu dieser Zeit lebte im Königreich Qin der Reitergeneral Sunyang, der Pferde mit Akupunktur und Moxibustion behandelte.

365 v.Chr. schrieb Huang Di Nei Ying das älteste Lehrbuch der Akupunktur, den Klassiker des gelben Kaisers über Meridiane.
In den Sui- (589- 618 n.Chr.) und Tang- (618- 907 n.Chr.)- Dynastien wurden in China erste Veterinärschulen gegründet und Bücher über die Behandlung von Haustieren verfasst.
Während der Ming- Dynastie (1368- 1644 n.Chr.) schrieben Yu Pen-Yuan und Yu Pen- Heng ein Buch zur Pferdebehandlung, die Basis der modernen chinesischen Veterinärakupunktur. Die beiden Brüder beschrieben schon die Pulsdiagnose, die Diagnose schmerzhafter Punkte an den Extremitäten und die ersten Akupunkturmeridiane beim Pferd.

1683 wandte Dr.E. Kampfer erstmals Akupunktur in Deutschland an.
In Lyon wurde 1761 die erste Veterinärschule in Europa gegründet.
1969 gab es erste Untersuchungen zur Akupunkturanästhesie für Pferd und Esel.
1974 wurde die IVAS (International Veterinary Acupuncture Society ) gegründet.
Unter dem Dach der IVAS sind weltweit zahlreiche Veterinärakupunkturgesellschaften, in Deutschland die GERVAS, organisiert. Ziel ist es alle Mitglieder durch Kurse, Prüfungen und Kongresse auf den aktuellsten Stand der Veterinärakupunktur zu halten, den Wissensaustausch unter den Mitgliedern zu fördern und so einen hohen Standard der Akupunkurbehandlungen zu sichern.
Die TCM betrachtet das Leben im Gleichklang mit der Natur.
Alles ist in Bewegung. Alles ist in Harmonie. Alles ist im Gleichgewicht.
Yin und Yang stehen symbolisch für dieses Gleichgewicht.

Zwei gegensätzliche Elemente, die einander bedingen. Ohne Yin kein Yang. Yin ist das Gegenteil von Yang. Yin ist die Substanz, Yang ist die Energie. Yin ist durch die schwarze Hälfte des Tai Ji-Symbols repräsentiert. Yin bewegt sich abwärts, Yin werden die Eigenschaften von Wasser und damit von Kälte und Feuchtigkeit zugeschrieben.
Yang ist die weiße Hälfte des Tai Ji-Symbols. Yang bewegt sich aufwärts und symbolisiert Bewegung, Kraft und Energie.
In einem gesunden Körper agieren Yin und Yang im Gleichgewicht, sie unterliegen einem zyklischen Verlauf.

Qi ist das dritte Element, die Kraft des Lebens selbst, die Lebensenergie.
Qi durchfließt unaufhörlich den Körper in den Meridianen (Energiebahnen), wo sie an den Akupunkturpunkten beeinflussbar ist.
Qi ist die Triebkraft aller Körperfunktionen. Kommt es zu Störungen im Qi-Fluss, geraten die Körperfunktionen in Disharmonie und Krankheiten können entstehen.

Zu den Grundtheorien der TCM gehören die Fünf-Elemente und die Acht-Prinzipien.
Bei den Fünf-Elementen handelt es sich um Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz.
Ihnen werden verschiedene Eigenschaften zugeordnet (Entsprechungssystem). Sie dienen u.a. der Typeinteilung.

Die Fünf-Elemente stehen über Wandlungsphasen miteinander in Verbindung. Diese Wandlungsphasen können benutzt werden, um das Zusammenspiel der Organe und das Entstehen von Krankheiten zu erklären. Ebenso können auf Grund der Fünf-Elemente-Theorie Akupunkturpunkte ausgewählt und ein Therapiekonzept erstellt werden.
Mit der Acht-Prinzipien-Theorie können Krankheiten kategorisiert werden.

Hierzu werden Symptome nach folgenden Eigenschaften eingeordnet: Yin/Yang, Innen/Außen, Kälte/Hitze, Mangel/Fülle.
Es ist das häufigst gebrauchte Modell, um klinische Manifestationen zu beschreiben.

Es dient der Beantwortung der Fragen:
Wo liegt der krankmachende Faktor?
Was sind die Eigenschaften des krankmachenden Faktors?
Wie stark ist der krankmachende Faktor?
Wie stark ist der der Krankheit entgegenwirkende Faktor?

Ziel der TCM ist es, einem aus der Balance geratenen Körper seine Harmonie zurückzugeben und ihn gesund zu erhalten.

Westliche und chinesische Medizin im Vergleich

Westliche und chinesische Medizin unterscheiden sich stark in ihren Vorstellungen und Konzepten.
Unter der westlichen Medizin wird die konventionelle und wissenschaftliche Medizin verstanden, die seit etwa 200 Jahren praktiziert wird und die Trennung von Körper und Geist betont. Hier erkennt der Arzt oder Tierarzt eine körperliche Störung oder eine Erkrankung und heilt den beschädigten Teil des Körpers zumeist mit standardisierten Therapien.

Währen die Traditionelle chinesische Medizin TCM, wie sie seit tausenden Jahren in den asiatischen Ländern angewandt wird, als komplementäre und alternative Medizin bezeichnet wird, die Organismen als untrennbar mit ihrer Umgebung und Umwelt verbunden betrachtet und versucht den Patienten und seine Erkrankung in ihrer Beziehung zueinander zu sehen. Sie unterstützt den Körper, mit Hilfe einer auf den Patienten ganz individuell abgestimmten Therapie, sein Gleichgewicht wiederzufinden und so in einen harmonischen Zustand zurückzukehren.

Verschiedene Akupunkturmethoden

Dry needle – Akupunktur
Die Dry needle- Akupunktur ist die Standardmethode.
In der Regel kommen sterile Stahlnadeln, die rostfrei und flexibel sind, zur Anwendung.

Diese Nadeln haben eine glatte Oberfläche und eine abgerundete Spitze, die das Gewebe nicht durchschneidet, sondern verdrängt.
Die Nadelstärke ist abhängig von Art und Größe des Tieres und von der Lokalisation und Tiefe des zu behandelnden Punktes.
Durch verschiedene Einstichtechniken können die Punkte unterschiedlich stark stimuliert werden.
Versilberte und vergoldete Nadeln werden gerne bei der Behandlung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen eingesetzt.
Golddauernadeln sind sehr kleine “Goldknöpfchen”, die sich mit einem winzigen Haken an ihrer Spitze in der Haut verankern und dort mehrere Stunden bis hin zu einigen Tagen verbleiben. Sie werden eingesetzt, wenn eine längere Stimulierung eines (Ohr-) Akupunkturpunktes gewünscht wird.

Laserakupunktur

Die Laserakupunktur vereint zwei Therapien miteinander, die lokale Lasertherapie (Low Level Laser Therapy LLLT) und die Akupunktur.

Sie ist eine Weiterentwicklung der klassischen Akpunktur.
Über verschiedene Frequenzen, Wellenlängen und Energien können einzelne Akupunkturpunkte oder auch Körperstrukturen individuell angesprochen werden.
Das Laserlicht führt zu einer positiven physiologischen Veränderung in den Zellen. Diese Veränderung unterstützt den Organismus bei der
Heilung und hilft Schmerzen zu lindern oder zu beseitigen.
Besondere Bedeutung kommt der Laserakupunktur bei schlecht heilenden, z.B. mit MRSA- infizierten Wunden, bei Zahnzysten und Kieferhöhlen-vereiterungen, bei der Abszessreifung und bei Augen- und Hornhautverletzungen zu.
Auch können Tiere, die die Dry needle- Akupunktur nicht tolerieren, sehr gut mit der LLLT behandelt werden.

Elektroakupunktur

Bei der Elektroakupunktur wird elektrischer Strom durch Akupunkturpunkte geleitet.
Vorteile liegen in einer definierten, höheren und kontinuierlicheren Stimulation der Akupunkturpunkte gegenüber der manuellen Stimulation.
Zu den nachgewiesenen physiologischen Wirkungen der Elektroakupunktur gehören eine vermehrte Leukozyten- und Phagozytenaktivität,Herzfrequenz- und Blutdruchveränderungen, Gebärmutterkontraktionen, eine Steigerung er Darmperistaltik, eine schmerzstillende Wirkung und eine Erhöhung des Elektrotonus der Nerven.
Ihr Haupteinsatzgebiet ist die Behandlung von starken chronischen Schmerzen, die keine Besserung auf die manuelle Therapie zeigen.
Auch bei der Behandlung von Paresen (unvollständigen Lähmungen) kann die Elektroakupunktur sehr gut eingesetzt werden.
Mit der Elektroakupunktur können Akupunkturpunkte tonisiert oder sediert werden.
Tonisierend wirkt eine schwache Stimulierung mit geringer Stromstärke und niediger Frequenz, die bei chronischen Schmerzen ohne aktive
Triggerpunkte eingesetzt wird.
Bei akuten Schmerzen und chronischen Schmerzen mit aktiven Triggerpunkten werden höhere Frequenzen mit größerer Amplitude zur
Sedierung angewendet.
Es darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass bei der Elektroakupunktur mit elektrischen Strömen gearbeitet wird.
Es verbietet sich die Anwendung bei Herzerkrankungen, Epilepsie, Schock, Fieber, Schwäche und Trächtigkeit.

Moxibustion

Der Begriff “Moxibustion” stammt von dem japanischen Wort “Moe Kusa” = brennendes Kraut.
In der Regel kommt das Heilkraut Artemisia vulgaris (Beifuß) zur Anwendung.
Hier wird nur die indirekte Moxibustion, bei der das brennende Moxakraut keinen unmittelbaren Hautkontakt hat.
Bei dieser Methode wird ein Moxakegel auf eine Akupunkturnadel aufgesteckt und angezündet, so wird die Wärme in tiefere
Gewebeschichten geleitet.
Ebenso kann eine brennende Moxazigarre, die 1,5 – 2,5 cm über den zu behandelnden Punkt gehalten wird, 3 – 15 min. auf und ab bewegt
oder kreisen gelassen werden.
Eingesetzt wird Moxibustion bei starken Qi-Mangel- Zuständen, zur Unterstützung der Abszessreifung, bei Lymphadenopathien und
schwerer Athritis.

Akuinjektion

Die Akuinjektion bzw. Aquapunktur ist eine weitere Möglichkeit Akupunkturpunkte, Ah-Shi- Punkte (schmerzempfindliche Punkte) und
Triggerpunkte zu behandeln.
Je nach Injektionsstelle und Größe des Patienten werden 0,25- 2 ml Lösung appliziert.
Am häufigsten kommen isotonische Kochsalzlösung, Vitamin B12, Lokalanästhetika, Homöopathika und steroidale Antiphlogistika zum Einsatz.

Ohrakupunktur

Die Ohrakupunktur ist eine moderne Methode, bei der die Erkenntnis genutzt wird, dass jedes Organ, jede Körperregion und jeder Akupunkturpunkt einen korrespondierenden Punkt am Ohr besitzt.
Dr. Nogier erkannte diese neurologischen Zusammenhänge zwischen den Körper- und den Ohrpunkten.
Prof. Bahr perfektionierte diese Methode.
Es konnte nachgewiesen werden, dass bei der Stimulation eines Körperakupunkturpunktes und bei der Stimulation des entsprechenden Ohrakupunkturpunktes die gleichen Hirnareale erregt werden.
Gerade im Rahmen der RAC- kontrollierten Akupunktur (siehe Untersuchung und Behandlung mit RAC) kann sich dies zum Auffinden aktiver Punkte als äußerst nützlich erweisen.
Auch für die Goldimplantation bietet die Ohrakupunktur viele Vorteile (siehe dort)

Goldimplantation

Hauptsächlich bei chronisch degenerativen, rezidivierenden Erkrankungen, wie z.B. arthrotische Gelenksveränderungen, wird eine langfristige Stimulierung der zu behandelnden Akupunkturpunkte gewünscht.
Es gibt zwei Möglichkeiten der Implantation.
Die gängigste Methode ist die Implantation von Goldstückchen oder Goldkügelchen in die Nähe des zu behandelnden, arthrotisch veränderten Gelenks. Diese Methode ist sehr invasiv und meist nur unter Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) möglich.
Daher ist die Goldimplantation in die Ohrakupunkturpunkte eine das Tier weniger belastende und ebenfalls sehr effektive Alternative.

Für beide Methoden gilt, dass zuvor sichergestellt sein sollte, dass die Erkrankung gut auf eine Akupunkturbehandlung anspricht, z.B. kann dies mit Hilfe einer Golddauernadel, die ein paar Tage im ausgewählten Punkt verbleibt getestet werden.

Untersuchung und Behandlung

nach TCM
Zu Beginn jeder Akupunkturbehandlung steht der ausführliche Dialog mit dem Besitzer über die Erkrankung eines Tieres, deren Entstehung und Verlauf. Berücksichtigung finden auch Charaktereigenschaften, Gewohnheiten, Verhalten und Haltungsbedingungen. Es folgt eine klinische Allgemeinuntersuchung mit besonderem Augenmerk auf Pulsqualität und Beschaffenheit der Zunge. Die Beschaffenheit und der Geruch von Kot, Urin und anderen Sekreten sind genauso wichtig wie die Reaktionen des Tieres auf Hitze, Kälte und Wetterveränderungen.

Bei der anschließenden Kontrolle verschiedener Meridiane und bestimmter Akupunkturpunkte ergänzen Schmerzreaktionen und Empfindlichkeiten das Gesamtbild. Jeder Patient zeigt ein ganz individuelles Muster, das schließlich zur TCM-Diagnose führt. Eine solche TCM-Diagnose kan z.B. eine Leber-Qi-Stagnation, ein Milz-Qi-Mangel oder eine Nieren-Ying-Schwäche sein.

Bei der Behandlung werden Akupunkturnadeln der Diagnosestellung folgend in bestimmte Akupunkturpunkte gestochen. Hierbei werden verschiedene Techniken zur Stimulierung wie Heben und Senken oder Drehen und Rotieren angewandt. Bei Tieren, die Nadeln nicht tolerieren, können die entsprechenden Akupunkturpunkte auch mittels Laser behandelt werden.

Ziel ist es, die Lebensenergie Qi zu erreichen, ihren Fluss zu harmonisieren, pathogene Faktoren auszuleiten. Die Behandlungsdauer beträgt ca. 20 min. So kann ein Besuch vom ersten Gespräch, über die Untersuchung bis zum Ende der Behandlung schnell einmal eine Stunde dauern.[/_expand]

mit RAC

RAC steht für Reflex-Auriculo-Cardial und wurde von Dr. Nogier entdeckt, der auch die Ohrakupunktur entwickelte.

Vor ca. 50 Jahren fand Dr. Nogier heraus, dass sich beim Nadeln eines aktiven Akupunkturpunktes die Pulsqualität deutlich verändert. Ursache hierfür ist, dass es durch die Akupunktur zu einer nervalen Reizung kleinster Blutgefäße kommt und arterio-venöse Shunts geöffnet werden. Diese Methode hat also auch einen großen diagnostischen Wert.

Das Besondere an dieser Methode ist, dass sich die Pulsqualität nicht nur beim Patienten, sondern auch beim Untersucher und bei den umstehenen Personen verändert. Dieses Phänomen nennt man Stresstransmission, ein Beispiel ist das Herdenfluchtphänomen. Hilfsmittel zur Auffindung aktiver Punkte sind das 3-Volt-Hämmerchen, der Laser oder eine Ampulle mit 4%igem Ursocain. Mittels der RAC-Kontrolle können aber nicht nur aktive Punkte gefunden werden, sondern durch das Anlegen von verschiedenen Spannungen durch elektrisch geladene Blöcke und Stäbe and den Patientenkörper, kann den Punkten eine Wertigkeit zugeordnet werden.

So stehen z.B. der tiefe pathologische Punkt TPP für die Ursache einer Erkrankung und die mittleren pathologischen Punkte MPP für das sekundäre Krankheitsgeschehen. Die aktiven Punkte, die zu einer Diagnose führen, sind gleichzeitig auch die zu therapierenden Punkte. Die Behandlung kann ganz klassisch mit Akupunkturnadeln oder modern mit dem Laser erfolgen.[/expand]

Bei welchen Erkrankungen kann Akupunktur helfen?

Da es sich bei der Akupunktur um eine Regulationstherapie handelt, lassen sich prinzipiell alle Erkrankungen behandeln, die noch einer Regulation zugänglich sind.
Das sind Erkrankungen, bei denen noch keine bleibenden Schäden aufgetreten sind.
Bei einer sehr großen Zahl von Krankheiten, vor allem auch bei chronischen Prozessen, die durch die andauernde Fehlregulation zu erheblichen Beschwerden geführt haben, lässt sich durch die Akupunktur das physiologische Gleichgewicht wieder herstellen.
Sowohl orthopädische als auch internistische Erkrankungen sind mit Akupunktur behandelbar.

Haupteinsatzgebiete in der Pferdemedizin sind alle Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere der Halswirbelsäule und des Rückens, Lahmheiten der Vorder- und Hintergliedmaßen, sowie Schweifschiefhaltung und Ataxie (gerne auch in Kombination mit der Chiropraktik).
Auch Lungenerkrankungen vom akuten Infekt bis hin zur chronisch obstruktiven Bronchitis sprechen sehr gut auf Akupunktur an.
Gleiches gilt für Fruchtbarkeitsstörungen bei der Stute.

Die westliche Therapie von Magenulcera und Kolik kann durch Akupunktur unterstützt werden.
Gleiches gilt für Augenerkrankungen wie die periodische Augenentzündung.
Auch Hautprobleme (z.B. das Sommerekzem beim Pferd und Allergien bei Kleintieren) können durch Akupunktur gebessert werden.
Auch hier kann die Kombination mit der Chiropraktik hilfreich sein.

In der Kleintiermedizin kommt die Akupunktur vielfach bei chronisch degenerativen Erkrankungen, wie die Ellebogen- und Hüftgelenksdysplasie, zum Einsatz. Auch Spondylarthrose und Discopathie (Erkrankungen der Bandscheiben) sprechen sehr gut auf Akupunktur an.

Bei diesen degenarativen Erkrankungen, das gilt für Kleintier und Pferd gleichermaßen, wird die Akupunktur in erster Linie zur Schmerztherapie eingesetzt.
Angestrebt wird, dem Tier so viel wie möglich an Lebensqualität zurückzugeben und zu erhalten.

In besonders hartnäckigen Fällen kann es nötig sein, Goldimplantate in die zu den Körperakupunkturpunkten korrespondierenden Ohrpunkte dauerhaft unter die Haut des Ohres zu setzen.
In vielen Fällen, die schulmedizinisch als “austherapiert” gelten, kann die Akupunkturbehandlung Hoffnung und Möglichkeit auf Heilung oder Besserung bieten.

Was ist Akupunktur?

Akupunktur ist eine der ältesten und wichtigsten Behandlungsmethoden der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM).

Der Begriff Akupunktur leitet sich von den lateinischen Begriffen acus= Nadel und pungere= Stechen ab.
Es handelt sich um eine Technik, bei der dünne Nadeln an bestimmten Punkten, den Akupunkturpunkten, duch die Haut gestochen werden, um Krankheiten zu verhindern oder zu behandeln.
Die Akupunktur reizt diese klar definierten Punkte, um über Nervenbahnen gezielt bestimmte Erfolgsorgane funktionell anzuregen oder zu sedieren.
Mit Hilfe der Akupunktur kann Einfluss auf das Nerven-, Hormon-, Gefäß- und Immunsystem genommen und damit Körperfunktionen, insbesondere gestörte Funktionskreise reguliert werden.
Ziel der Akupunktur ist es, den freien Fluss der Lebensenergie Qi in den Leitbahnen des Körpers, den Meridianen, zu gewährleisten.
Der freie Qi-Fluss ist essentiell für die Harmonie zwischen Körper, Seele und Umwelt.
Störungen des Qi-Flusses verursachen Qi-Leere, -Überschuß oder
-Stauungen.
Durch die Akupunktur wird der Körper zur Selbstregulation und Selbstheilung angeregt. Seine Widerstandskraft wird erhöht.
Häufig wird die Akupunktur ergänzend zu anderen Heilmethoden angewandt.
Sowohl integrative Ansätze, also die Kombination von Akupunktur und Schulmedizin, als auch die Kombination mit der Chiropraktik haben sich sehr bewährt und bieten dem Patienten viele Vorteile.

Was sind Akupunkturpunkte?

In der TCM werden Akupunkturpunkte als SHU XUE bezeichnet. SHU bedeutet Durchgang oder Kommunikation und XUE steht für Loch oder Ausgang.
Also ist ein Akupunkturpunkt ein Loch in der Haut, das über einen Meridian (Jing) oder ein Netzgefäß (Luo) mit einem oder mehreren inneren Organen kommuniziert.

Die meisten Akupunkturpunkte liegen auf bestimmten Bahnen, den Meridianen, die wiederum den einzelnen Organen des Körpers zugeordnet werden.
Die genaue Lokalisation der Akupunkturpunkte geht auf eine jahrtausendelange empirische Studie der Traditionellen Chinesischen Medizin zurück.

Ist ein Organ pathophysiologisch verändert, so können ein oder mehrere zugeordnete Akupunkturpunkte druckempfindlich sein oder Abweichungen von ihrer normalen Struktur aufweisen.
Über eine Behandlung dieser Punkte kann das innere Organ über den Meridian erreicht werden.

In der westlichen Medizin gibt es ein ähnliches Konzept, das sich mit viszerosomatischen und somatoviszeralen Reflexen sowie den Triggerpunktreaktionen beschäftigt.

Am Akupunkturpunkt selbst haben die Forscher eine hohe Dichte an Nervenfasern, Nervenendigungen oder Gefäßen gefunden. Die freien Nervenendigungen vereinigen sich unter den Akupunkturpunkten häufig zu Gefäß-Nervenbündeln und durchdringen umschlossen von einer bindegewebigen Hülle die Faszie der Haut oder der Muskulatur.

Was sind Meridiane?

Meridiane sind Kanäle oder Gefäße, in denen die Lebensenergie Qi den Körper durchströmt.

Es gibt 12 Hauptmeridiane, die Qi jing mai, denen jeweils ein Organ oder Organsystem zugeordnet ist. Sie sind paarig (linke und rechte Körperhälfte) angelegt und kreuzen die Mittellinie nicht. Sie werden unterteilt in Yin- und Yang- Meridiane, wobei jedem Yin- ein Yang- Meridian zugeordnet ist.
Auf ihnen liegen die Akupunkturpunkte.

Qi durchfließt in einem circardianen Rhytmus diese Meridiane, so dass jeer Meridian zu einer bestimmten Uhrzeit sein Maximum für 2 Stunden täglich erreicht.

Neben den 12 Hauptmeridianen gibt es noch die 8 außerordentlichen Gefäße, die Jing jin.
Außer dem Lenkergefäß, dem Du mai, und dem Konzeptionsgefäß, dem Ren mai, die entlang der Rücken- bzw. Bauchmitte verlaufen, haben die außerordentlichen Meridiane keine eigenen Akupunkturpunkte aufzuweisen.
Sie sind unpaarig und kreuzen die Körpermitte.
In ihnen wird die Essenz = Jing transportiert und die Lebensenergie Qi bewahrt.
Sie verbinden die 12 Hauptmeridiane miteinander und können so den Qi-Fluss regulieren.
Des Weiteren regulieren sie den Lebenszyklus bzw. den Wechsel zwischen den Lebensphasen eines Organismus.

An dieser Stelle sollen die 15 Verbindungs- bzw. Transversalgefäße, die Luo mai, die die Hauptmeridiane mit ihren jeweiligen Partnergefäßen verbinden, nur kurz erwähnt werden.

Gleiches gilt für die 12 Longitudinal- Gefäße, die den Hauptmeridian mit seinem jeweiligen Organ verbinde, und für die 12 Sondermeridiane
(divergierende Meridiane), die gerne bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen zur Therapie genutzt werden.

Interessant, insbesondere für die Therapie von Lahmheiten, sind die 12 Leitbahnsehnen, die parallel zu den Hauptmeridianen an den Gliedmaßen verlaufen, aber keine Verbindung zu den Organen haben. Sie versorgen die Muskeln, Sehnen und Gelenke mit Qi und Blut.

Bei der Meridiantherapie mittels Akupunktur, Moxibustion, Akupressur, Shiatsu, Schröpfen oder Meridianmassage wir der Qi-Fluss positiv beeinflusst und harmonisiert.